Was ist Inositol?
Inositol ist eine natürlich vorkommende, vitaminähnliche Substanz, die oft als „Vitamin B8“ bezeichnet wird, obwohl sie kein echtes Vitamin ist – der Körper kann sie selbst aus Glukose herstellen. Dennoch spielt Inositol eine zentrale Rolle in zahlreichen Stoffwechselprozessen, insbesondere im Zellstoffwechsel, Nervensystem, Hormonhaushalt und Fettstoffwechsel.
Es existieren neun verschiedene Formen (Isomere) von Inositol, von denen Myo-Inositol und D-Chiro-Inositol die biologisch aktivsten sind. Diese beiden Formen sind besonders wichtig für die Zellkommunikation, die Insulinsensitivität und die Gesundheit von Gehirn, Leber und Fortpflanzungssystem.
Inositol ist in fast allen Körperzellen vorhanden, mit besonders hohen Konzentrationen im Gehirn, Herzen und in den Eierstöcken. Es wirkt als Botenstoff (Second Messenger) und trägt dazu bei, dass Hormone wie Insulin, Serotonin oder Adrenalin ihre Wirkung entfalten können.
Wie wirkt Inositol im Körper?
1. Zellmembranen und Signalübertragung:
Inositol ist ein Grundbaustein der Phosphatidylinositole, wichtiger Bestandteile der Zellmembranen. Diese Moleküle spielen eine Schlüsselrolle bei der Signalübertragung zwischen Zellen – sie helfen, hormonelle und neuronale Signale korrekt weiterzuleiten.
Damit trägt Inositol zur Kommunikation und Stabilität der Zellen bei und unterstützt eine optimale Zellfunktion.
2. Insulinempfindlichkeit und Blutzuckerregulation:
Myo- und D-Chiro-Inositol wirken als Insulin-Signalverstärker. Sie verbessern die Fähigkeit der Zellen, auf Insulin zu reagieren, und fördern die Aufnahme von Glukose in Muskel- und Fettzellen.
Dadurch kann Inositol den Blutzuckerspiegel stabilisieren und ist besonders hilfreich bei Insulinresistenz, Prädiabetes und dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS).
3. Unterstützung der Hormonbalance (besonders bei Frauen):
Inositol – insbesondere Myo-Inositol in Kombination mit D-Chiro-Inositol – hat sich als wirksam bei PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) erwiesen. Es hilft, den Hormonhaushalt zu regulieren, indem es:
- die Insulinsensitivität verbessert,
- den Testosteronspiegel senkt,
- und den Menstruationszyklus normalisiert.
- Zudem kann es die Eizellqualität und Fruchtbarkeit fördern, weshalb es in der Reproduktionsmedizin zunehmend eingesetzt wird.
4. Unterstützung des Nervensystems und psychischen Wohlbefindens:
Inositol ist ein wichtiger Bestandteil des Zentralnervensystems und wird häufig als natürlicher Stimmungsstabilisatorbezeichnet.
Es beeinflusst die Signalübertragung von Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, den sogenannten „Glückshormonen“.
Studien zeigen positive Effekte bei:
- Angststörungen,
- Depressionen,
- Zwangsstörungen (OCD),
- Panikattacken und Schlafstörungen.
- Da Inositol ohne sedierende Nebenwirkungen wirkt, ist es eine sanfte Alternative zu klassischen Antidepressiva.
5. Unterstützung von Leber und Fettstoffwechsel:
Inositol wirkt als Lipotropikum, das heißt, es hilft, Fett in der Leber zu verstoffwechseln und verhindert die Einlagerung von Triglyceriden.
In Kombination mit Cholin unterstützt es die Entgiftungsprozesse und beugt einer Fettleber (Steatosis hepatis) vor.
6. Einfluss auf Haut und Haare:
Da Inositol den Fettstoffwechsel reguliert und die Hormonbalance unterstützt, kann es sich positiv auf Hautbild und Haargesundheit auswirken. Besonders bei hormonell bedingter Akne oder Haarausfall kann eine ausreichende Inositolzufuhr hilfreich sein.
Vorteile von Inositol
- Verbessert Insulinempfindlichkeit und stabilisiert Blutzuckerspiegel
- Unterstützt hormonelle Balance, besonders bei Frauen mit PCOS
- Fördert Fruchtbarkeit und Eizellqualität
- Stärkt Nerven und psychisches Gleichgewicht
- Wirkt positiv bei Angst, Depression und Schlafstörungen
- Unterstützt Leberfunktion und Fettstoffwechsel
- Fördert gesunde Haut, Haare und Zellstruktur
- Schützt Zellen durch antioxidative Effekte
Empfohlene tägliche Aufnahme
Da Inositol vom Körper selbst hergestellt wird, gibt es keine offizielle empfohlene Tagesdosis.
Für therapeutische Zwecke gelten folgende Richtwerte:
- Allgemeine Gesundheit: 500–2000 mg täglich
- PCOS oder Insulinresistenz: 2000–4000 mg Myo-Inositol + 50–100 mg D-Chiro-Inositol pro Tag
- Psychische Beschwerden (z. B. Angst, Depression): 6–12 g täglich (in Einzelfällen bis 18 g unter ärztlicher Aufsicht)
Inositol sollte regelmäßig über mehrere Wochen eingenommen werden, da seine Wirkung allmählich eintritt.
Natürliche Quellen von Inositol
- Vollkornprodukte (Hafer, Naturreis)
- Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Sojabohnen)
- Zitrusfrüchte
- Nüsse und Samen
- Melonen, Bananen
- Leber, Innereien
- Weizenkeime
Mangelerscheinungen
Ein Inositolmangel ist selten, kann aber durch unausgewogene Ernährung, chronischen Stress, Alkoholkonsum oder bestimmte Medikamente (z. B. Lithium, Östrogenpräparate) entstehen.
Symptome eines Mangels können sein:
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit
- Müdigkeit, Schlafstörungen
- Hautprobleme, fettige Haut
- Haarausfall
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Verdauungsprobleme
Überdosierung und Sicherheit
Inositol ist sehr gut verträglich und gilt als ungiftig.
Selbst hohe Dosen bis 12–18 g täglich verursachen kaum Nebenwirkungen. Gelegentlich kann es bei empfindlichen Personen zu leichten Magenbeschwerden oder Übelkeit kommen, die durch eine schrittweise Dosiserhöhung vermeidbar sind.
Fazit
Inositol (Vitamin B8) ist ein vielseitiger, natürlicher Nährstoff, der den Körper in nahezu allen Bereichen unterstützt – von Zellstruktur und Energieproduktion bis hin zu Hormonausgleich, Nervenstärkung und psychischem Wohlbefinden.
Besonders wertvoll ist Inositol bei Hormonstörungen, Stressbelastung, Insulinresistenz und depressiven Verstimmungen. In Kombination mit Cholin und anderen B-Vitaminen fördert es die Lebergesundheit, geistige Klarheit und Stoffwechselbalance auf sanfte, natürliche Weise.
Quellen
- Croze ML, Soulage CO. (2013): Potential role and mechanisms of action of myo-inositol in metabolic diseases. Biochimie, 95(10), 1811–1827.
- Genazzani AD, et al. (2012): Myo-inositol and D-chiro-inositol in PCOS: improving metabolic and reproductive function. Gynecol Endocrinol, 28(7), 509–515.
- Levine J. (1997): Controlled trials of inositol in psychiatry. Eur Neuropsychopharmacol, 7(2), 147–155.
- EFSA (European Food Safety Authority). (2014): Scientific Opinion on the safety of myo-inositol as a novel food ingredient. EFSA Journal, 12(6), 3738.